This is my research project for which I have prepared last three years long. I could not find one or two supervisor(s) with whom I will collaborate for this Phd thesis. I beg you any advices and comment whatever you want to tell.
Handwerk
im westlichen und südlichen Kleinasien von archaischer Zeit bis zur
römischen Kaiserzeit
- Einleitung
- 1. Thema
Im
Grunde genommen braucht der Mensch die Nahrung, die Kleidung und die
Wohnung für das Leben. Der Mensch braucht auch die Waren, die nicht
direkt mit dem Lebensnotwendigen zu tun haben, wie Luxusgüter, und
die Dienstleistungen, wie Gesundheitsversorgung oder Bildungsbedarf.
Alle Produkte und Dienstleistungen, die für das menschliche Leben
erforderlich sind, wurde durch menschliche Arbeit hergestellt,
verteilt und konsumiert, und man kann diesen Prozess - Produktion,
Werbung, Distribution und Konsumption sowie Entsorgung der Güter und
Dienstleistungen – als wirtschaftliche Handlung1
definieren.
Wirtschaftliche
Handlungen ereigneten sich sowohl in prähistorischer Zeit als auch
in historischer Zeit. Dementsprechend gab es schon die Überlegungen
zu deren Ursache z. B. (am einfachsten) die Deckung der Nachfrage und
individuelle bzw. kollektive Interessen für die Profitmaximierung
u.s.w. Es ist klar, dass wirtschaftliche Handlungen - Produktion,
Distribution und Konsumption der Waren und Dienstleistungen - in
verschiedenen Gesellschaften auf verschiedene Art und Weise
verwirklicht wurden. Es ist ebenso klar, dass wirtschaftliche
Handlungen seit langem wissenschaftlich erforscht wurden und noch
werden z. B. griechische Schriftsteller wie Ps.-Aristoteles und
Xenophon haben schon mit der Hauswirtschaft auseinandergesetzt, und
heutzutage gilt die Wirtschaftswissenschaft als ein großer
Studienbereich, der verschiedene Teildisziplinen an sich hat.
Bei
dieser Dissertation geht es um die Untersuchung über wirtschaftliche
Handlungen vormoderner Gesellschaft. Hier wird ein Versuch
unternommen, wirtschaftliche Handlungen griechisch-römischer Zeit im
Mittelmeerraum zu recherchieren. Wirtschaftliche Handlungen der
Antike und deren Charakteristika wurden, wie bekannt, seit dem Ende
des 19. Jahrhunderten – entsprechend der Herausbildung moderner
Wirtschaftswissenschaft - konsequent in der Geschichtswissenschaft
diskutiert2.
Diese Studie beschäftigt sich demgegenüber mit wirtschaftlichen
Handlungen griechisch-römischer Zeit im Perspektive der
Archäologie. Die Betonung im Perspektive der
Archäologie bedeutet, dass diese Studie grundsätzlich auf
die Analyse und (Neu)interpretation von Funden und Befunden stützt.
Das methodische Konzept, Analyse und (neu)interpretation von
Funden und Befunden deutet wiederum darauf hin, dass die
Dienstleistungen, wie Bildung oder Gesundheitsversorgung, und die
Konsumption der Güter als Thema ausgeschlossen sind, da sie
archäologisch schwierig nachzuweisen sind. Beide verbleibende
Bereiche - Produktion und Distribution der Gütern – stehen darüber
hinaus bei dieser Untersuchung im Vordergrund.
Dass
die Produktion der Gütern sowohl mit handwerklicher Produktion als
auch mit der Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft u. a.
verbunden ist, ist offensichtlich. Aber die letzten genannten sind
viel mehr historisch erfassbar, so dass sie thematisch bei dieser
Untersuchung nicht berücksichtigt werden müssen3.
Andererseits wurde die Distribution der Gütern, unabhängig von Zeit
und Ort, überall realisiert, aber die Distribution der Güter
archäologisch ist, wie im 3. Kapitel zu behandeln ist, m. E. nicht
eindeutig nachzuweisen. Aus diesen Gründen fokussiert sich diese
Studie auf das Handwerk, das durch die Funde/Befunde und
archäologische Materialien nachweisbar ist. Dabei sind der Bergbau,
der als Gewinnung der primären Materialien für handwerkliche
Produktion gilt4,
und kommerzielle Aktivitäten, ausschließlich im Bezug auf der
Distribution handwerklicher Erzeugnisse (siehe unten), zu
berücksichtigen.
- 2. Forschungsstand
Die
Forschung über das Handwerk wurde meistens im westlichen
Mittelmeerraum aktiv durchgeführt. Eindeutig sind die Städte in
Italien z. B. Pompeji5,
Herculaneum6,
Ostia7
und Rom8
als Beispiele zu nennen. Bei der Forschung über das Handwerk jener
Städte ist es bezeichnend, dass (anstelle des Handwerks ad hoc)
der Bautypus handwerklicher Produktionsstätte, nämlich taberna, die
aus dem Stadtbau von der Spätrepublik bis zur Frühkaiserzeit
resultierende Veränderung der tabernae-Verteilung und deren
sozial-ökonomische Kontext intensiv untersucht wurden. Solche
Forschungstendenz ist m. E. in der aktuellsten, alle italienische
Städte der Republik und Kaiserzeit umfassenden Studie nicht
geändert9.
Die
Forschung über das Handwerk im östlichen Mittelmeerraum
konzentrierte sich an beiden Städten, Delos und Athen, wo
historische und archäologische Materialien ausreichend vorhanden
sind. Das Handwerk in Delos wurde im Zusammenhang mit den
Handelsräumen und Orten erforscht, aber man muss diesbezüglich
davon ausgehen, dass von ca. 500 delischen Geschäftsräumen
lediglich 33 Werkstätten archäologisch nachgewiesen sind10.
Im Vergleich zur Forschung über das Handwerk in Delos ist die
Forschung über das Handwerk in Athen etwa ausführlicher:
literarische Texte z. B. Platon, Xenophon und epigraphische
Materialien wurden in vieler Hinsicht analysiert, wodurch
verschiedene Dimensionen bezüglich des Handwerkes - Definition des
Handwerks, Nennung des Handwerkers, ambivalente Bewertung über das
Handwerk bzw. Handwerker, Entwicklung handwerkliches
Produktionsprozesses, Arbeitsverteilung und die daraus resultierende
Spezialisierung handwerklicher Produktion - deutlich gemacht werden
konnten. Archäologisch wurden die Funde/Befunde aus Athen, Attika,
Poloponnes und sogar Thasos in die Forschung mit einbezogen, so dass
das Handwerk im Kontext - Handwerk in Oikoi, Handwerk in ländlicher
Siedlung und Handwerk in der Stadt - verdeutlicht wurden11.
Anhand des Letzteren ist die Forschung von G. Sanidas insbesondere
wichtig: Er ging zunächst von literarisch-epigraphische Materialien
bezüglich des Handwerk, Handwerker und Werkstatt aus, und dann
listete die Handwerksbranche jeweiliger Stadt bzw. Siedlung in Attika
und Peloponnes, vor allem in Athen auf. Nachdem sozial-ökologische
Voraussetzungen für die Etablierung eines Handwerksbereiches
analysiert wurden, abschließend setzt er das Verhältnis zwischen
Wohnraum und Werkstatt, topographische Konstellation verschiedener
Werkstätte in einer Stadt oder in einer ländlichen Siedlung und
deren sozial-ökonomische Bedingungen auseinander12.
Wirft
man die Auge über Delos und Athen hinaus in den Osten, findet man,
dass eine archäologische Studie über das Handwerk in Kleinasien
noch aussteht. Anders gesagt, bei der Ausgrabung und Feldforschung
wurden die Funde/Befunde und archäologische Materialien, die
unmittelbar im Zusammenhang mit dem Handwerk standen, oft berichtet,
wohingegen eine, all diese Belege zusammenfassende und miteinander
vergleichende Studie noch nicht ausgeführt wurde13.
Die Forschungssituation bezüglich des kleinasiatischen Handwerks ist
sehr interessant, weil vor rund 60 Jahren alle literarische Quellen
anhand des Handwerks und Handels in Kleinasien zusammengefasst14,
und Vielzahl der historischen und archäologischen Materialien seit
jeher sukzessiv hinzugefügt wurden15.
Woran
liegt der Grund, dass das Handwerk in Kleinasien, anders als in
Pompeji, Ostia, Athen und Delos u. a., nicht erforscht wurde? Warum
wurden die Belege, die auf das Handwerk in Kleinasien hinweisen, noch
nicht zusammengefasst? Es ist offensichtlich, dass in Kleinasien eine
umfangreiche Ausgrabung wie in Athen und Pompeji nicht stattfand. Die
Zahl solcher Belege ist im Vergleich mit denen in Athen z. B. relativ
gering. Diese Tatsachen bedeuten m. E. nicht, dass das Handwerk in
Kleinasien gegenüber der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei
u. a. eine geringe Rolle bei der Wirtschaft gespielt hat (vgl. Cic.
att.). Unabhängig davon, ob das Handwerk in Kleinasien als häusliche
Produktion für Eigenbedarf oder als Massenproduktion für die
Vermarktung oder als eine Kombination von beiden zu definieren ist
(stricke Unterscheidung ist in der Tat unmöglich), scheint mir das
Handwerk in Kleinasien eine nicht zu übersehenden Position in der
Wirtschaftsstruktur einer Stadt bzw. einer ländlichen Siedlung
besaßen zu haben. Daraus sind folgende Fragen zu stellen.
- 3. Fragestellung
Erstens,
wer war eigentlich der Handwerker in Kleinasien? Welche soziale
Position hatte einzelner Handwerker bzw. die Gruppe der Handwerker ?
Wie wurde eine Werkstatt in Kleinasien genannt? Fanden in Kleinasien
die Arbeitsverteilung und die Spezialisierung handwerklicher
Produktion statt (vgl. Xen. Kyr. 8. 2), wie im europäischen
Mittelalter zu sehen ist?
Zweitens,
wo in Kleinasien und welche Produkte wurden im bestimmten Zeitraum
hergestellt? Ob und inwiefern sind literarische Quellen archäologisch
nachzuweisen, welche über das regional bzw. überregional bekannte,
handwerkliche Produkt berichteten? Welche ökologischen und sozialen
Faktoren sind für die Entstehung und Entwicklung handwerklicher
Produktion festzustellen, welche je nach der Stadt und Region
unterschiedlich verwirklicht wurden?
Drittens,
in Kleinasien erfuhr man verschiedene politische Ereignisse seit
archaischer Zeit z. B. Eindringen des Alexanders den Großen,
Entstehung und Niedergang der pergamenischen Herrschaft, Etablierung
des Imperium Romanum u. a16.
Einen politischen Versuch gab es immer, Hegemonie nicht nur innerhalb
von Kleinasien sondern auch außerhalb von Kleinasien zu etablieren
und erweitern. Hingegen sieht man eine Gegenbewegung, politische,
kulturelle und wirtschaftliche Autonomie der polis aufrecht
zuhalten. Eine Spannung zwischen hegemoniale Machtausübung und
Überlebensstrategie einzelner polis ist also seit archaischer
Zeit durchaus sichtbar. In diesem Hintergrund stellen sich die
Fragen, ob und wie sich das Handwerk, das in einer Stadt bzw. in
einer ländlichen Siedlung als Rückgrat der Wirtschaft gelten
sollte, im Lauf der Zeit änderte? Welche politische, kulturelle und
ökonomische Rahmenbedingungen haben die Modalitäten handwerklicher
Produktion, insbesondere in hellenistischer Zeit und in römischer
Kaiserzeit, wandeln oder nicht wandeln lassen17?
- 4. Methode
Zur
Beantwortung erster Fragegruppe ist eine
literarisch-epigraphisch-ikonographische Untersuchung über das
Handwerk in Kleinasien nötig, die als Vorstudie der archäologischen
Untersuchung gilt. Dadurch sind die Definition des Handwerkers,
dessen soziale Stellung, Nennung der handwerklichen Produktionsstätte
(ergasteria, oiketeria, ergaston oiketeria u. a.)18
deutlich zu machen. Die Möglichkeit der Arbeitsverteilung und
Spezialisierung bei der handwerklichen Produktion ist auch zu
überlegen, wobei die Forschungsergebnisse in Attika und Peloponnes
mitzudenken sind. Diese Vorstudie stützte sich selbstverständlich
auf bisherige historische Forschungsergebnisse, aber auch auf die
jüngst in Kleinasien gefundenen
literarisch-epigraphisch-ikonographischen Materialien. Erhofft ist
es, hier bestimmte Charakteristika des kleinasiatischen Handwerkes
und der kleinasiatischen Handwerker mithilfe der neuen, zu
analysierenden Materialien herauszufinden.
Für
zweite Fragegruppe geht man von archäologischen Funden und Befunden
aus. Zuvor muss man im Auge fassen, dass im römischen Kleinasien 300
bis 500, eigene Münze prägende Städte existierten19.
Eine Stadt von denen wie Pergamon funktionierte seit archaischer Zeit
als Stadt, während einige Städte lediglich im bestimmten Zeitraum
besiedelt und danach verschwunden wurden. Andererseits ist die
Forschung über kleinasiatische Städte, die an sich verschiedene
Siedlungsgeschichte aufweisen, ganz unterschiedlich durchgeführt z.
B. laufende und gut informierende Forschungen wie in Pergamon und
Ephesos gegenüber den Forschungen wie in Side und Perge, über deren
Ergebnisse keine zufriedenstellende Grabungsberichte publiziert
wurden. In einigen Städten z. B. Metropolis wurde sogar sehr
begrenzte Ausgrabung durchgeführt, so dass kein vollständiges
Stadtbild vor Auge zu stellen ist20.
Unter diesen Umständen richtete sich der Hauptteil dieser Studie an
die Städte und Siedlungen im westlichen und südlichen Kleinasien
(geographisch sind sie römische Provinzen Asia, Lykia et
Pamphylia21,
Kilikia22),
wo die Stadtgrabung und Surveyarbeit relativ ausreichend vorgebracht
wurden. Der Rest der Regionen – nach römischen Provinzen Bithynia
et Pontus23,
Galatia24
und Kappadocia – ist geographisch ausgeschlossen, wohl
mangels der Stadtgrabung und Surveyarbeit. Bei der Untersuchung über
die Städte und Siedlungen im westlichen und südlichen Kleinasien
ist das Handwerk nicht nach der Stadt und Siedlung, sondern nach der
Kategorien handwerklicher Produkte aufzulisten25,
wie G. Sanidas gemacht hat. Die Kategorien handwerklicher Produkte
sind nicht so kompliziert und nicht so kategorieübergreifend wie ein
High-Tech Produkt z. B. Handy und Auto. Handwerkliche Produkte werden
ersten nach primärem Material sortiert, z. B. Ton, Metall, Stein,
naturale Ressource, Agrarprodukte. Die Endprodukte, die durch erste
bzw. zweite Verarbeitung hergestellt wurden, werden nach sekundärem
Material sortiert z. B. Ton (Dach, Terrakotta, Gefäß u. a.), Metall
(Werkzeug, Münze, einschließlich der Metallförderung), Stein
(Skulptur, Baumaterial, einschließlich der Steinförderung),
Pflanzen und Tierproduktion (Holzverarbeitung, Leder- und
Knochenverarbeitung, Färberei, Seilerei u. a.), Verarbeitung der
Agrarprodukte (Wein, Olivenöl, Parfüm, Bäckerei, Restaurant u. a).
Bei der Kategorisierung handwerklicher Produkte ist es gezwungen, das
Handwerk im räumlichen Kontext (oikos, chora, Stadt) zum einen, die
Entstehung, Entwicklung und Verschwinden einer bestimmten
handwerklichen Produktion in ökologischen (Wasser, Feuer, Holz u.
a.) und sozialen Bedingungen26
zum anderen zu interpretieren.
Bevor
auf dritte Fragegruppe einzugehen, ist ein kontroverses Thema zu
erforschen, nämlich Handel27.
Nach literarischen Quellen ist bekannt, dass der Handel am Hafen, am
Stadttor, an der Agora, im Macellum, im Heiligtum (ständig oder im
bestimmten zeitlichen Abstand), und im Laden sowie an der Werkstatt
stattfand28.
Problem ist m. E., dass in solchen Räumen und Orten ganz selten die
Belege für die Handelsaktivitäten gefunden wurden. Zu nennen sind
hierfür die Messgeräte (an der Agora, im Mecellum), Verkaufstisch
(an der Agora, im Macellum29,
im Laden), und eine ungewöhnliche große Menge der Keramikscherbe.
Umso interessanter ist, dass trotz des mangelnden archäologischen
Hinweises die Stadtforscher unreflektiert den Handel im Zusammenhang
mit dem Handwerk betrachtet haben z. B. Th. Wiegand interpretierte
den an der Hauptstraße geöffneten Raum in Priene als Laden, und
dessen Hinterzimmer als Produktionsstätte30
und P. Karvonis nannte solchen Raum in Delos uneindeutig espace
polyvalance, also einen Raum, der wegen des Fehlens
archäologischer Hinweise mit irgendwelchen gewerblichen Aktivitäten
in Beziehung gesetzt wurde31.
Aufgrund dieser Forschungsmeinung besteht die Notwendigkeit, das
Verhältnis zwischen Handwerk und Handel handwerklicher Produkte –
der Handel der Agrarprodukte, Forst- und Fischereiprodukte bleibt
hier unbeachtet – archäologisch erneuert klarzustellen.
Die
Antwort auf dritte Fragegruppe ist dadurch möglich, dass das
Handwerk in Kleinasien etwa chronologisch untersucht wird. Solche
methodische Herangehensweise fehlt bei der Forschung von G. Sanidas.
Eine chronologische Untersuchung anhand des Handwerks im gesamten
Kleinasien ist aber schwierig, weil archäologische Stadtforschung im
westlichen und südlichen Kleinasien, wie gesagt, unterschiedlich
ausgeführt, und vor allem die Forschung über ländliche Siedlungen
eher vernachlässigt vollzogen wurde. Ein Zusammenhang zwischen
politischem Wandel und handwerklicher Produktion ist daher nicht in
ländlichen Siedlungen sondern in den Städten zu verdeutlichen,
nämlich in den Städten, wo archäologisch und historisch aktiv
erforscht wurden und werden. Ausgewählt sind aus diesem Grund die
Städte - Priene, Pergamon, Ephesos, Milet, Aphorodisias, Hierapolis,
Sagalassos. Diese Städte als Beispiele analysierend, werden die
Räume und Orte handwerklicher Produktion von archaischer Zeit bis
zur römischer Kaiserzeit festgestellt. Deren urbanistische Kontext
(in der Nähe vom Heiligtum, am öffentlichen Platz, am Friedhof, in
privater Wohnung u. a.) und die Möglichkeit der Konzentration
bestimmter Produktionsbereiche wie Keramaikos in Athen32
sind zum einen zu überlegen. Zum anderen sind das Handwerk in der
Stadt und das Handwerk in deren Chora miteinander zu vergleichen.
Ferner sind die topographische Verteilung handwerklicher Produktion
in jeweiliger Stadt und der Wandel bzw. die Triebkraft des Wandels
handwerklicher Produktion, insbesondere von hellenistischer Zeit bis
zur römischen Kaiserzeit, durch Vergleich mit dem Handwerk
vorrömischer Zeit, vor Auge zu stellen. Auch wenn es nicht direkt
meinem Thema entspricht, ist schließlich die Art und Weise
handwerklicher Produktion seit dem 3. Jahrhunderten nach Christus
kurz zu erörtern.
- 5. Grenze und Ziel
Das
Land Kleinasien - heutige Türkei - entspricht einer 770 km²
großen Landmasse (vgl. Deutschland 350 km²), und zeigte damals eine
Vielfalt von Produktivität und Wirtschaftspotenzial, insbesondere in
römischer Kaiserzeit33.
Wie heute, war damals der Unterschied zwischen Produktivität und
Wirtschaftspotenzial innerhalb einer Region ziemlich groß.
Natürliche Gegebenheiten und sozial-ökonomische Bedingungen
variierten sich stark je nach der Region. Darüber hinaus ist es
nicht möglich, die Wirtschaft in Kleinasien als eine Reihe von
städtischen und ländlichen Siedlungen archäologisch vollständig
zu rekonstruieren. Bei dieser Studie wird stattdessen ein Umriss
handwerklicher Produktion in der Stadt, aber auch in ländlicher
Siedlung geworfen. Dadurch werden wir die Wirtschaftsstruktur einer
kleinasiatischen Stadt bzw. einer kleinasiatischen Siedlung
verstehen. Anders ausgedrückt, durch die Studie über das Handwerk
in Kleinasien können wir also in der Lage sein, ein
Wirtschaftsmodell34
in Kleinasien und zugleich ein Verständnis über gesamte antike
mediterrane Wirtschaft zu gewinnen35.
1http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft
2M.
I. Rostovtzeff, The Social and Economic History
of the Roman Empire (Oxford 1926); ders., The Social and Economic
History of the Hellenistic World (Oxford 1941); M.
I. Finley, Die Antike Wirtschaft. Übers. von
A. Wittenburg (München 1977) – Debatte zwischen Modernist und
Primitivist: K. Ruffing, Wirtschaft in der griechisch-römischen
Antike (Darmstadt 2012); Forschungsprojekt The
Urban Economy in the Roman World. Uni.
Chicago https://lucian.uchicago.edu/blogs/urbaneconomy/.
– Überblick auf aktuellen Forschungsstand.
3Vgl.
F. Blondé – A. Muller, Artisanat, artisans, atelier en Gréce
ancienne. Définition, esquisse de bilan, Topoi 8 suppl. 2, 1998,
835 – Produkte der Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft
wurden dort ausgeschlossen, weil sie sich nicht als Endprodukte
erweisen. Demgegenüber wurden sie hier wegen des Fehlens der
archäologischen Nachweisbarkeit mitberücksichtigt, denn eine
Unterscheidung zwischen Erst- und Endproduktion ist nicht streng zu
erfolgen, vor allem in der Region, die von Landwirtschaft, Fischerei
und Forstwirtschaft ausgeprägt war z. B. in Kleinasien.
4Vgl.
Blondé – Muller a. O. (Anm. 3) 837 – Dort wurden die Stein- und
Metallförderung ausgeschlossen, weil sie mit dem primären Material
zu tun haben. In Kleinasien waren aber die Stein- und
Metallförderung als wichtige Wirtschaftsbereiche von Bedeutung, so
dass sie im Zusammenhang mit Handwerk betrachtet werden müssen.
5V.
Gassner, Die Kaufläden von Pompeji (Wien 1986); R. Laurence, Roman
Pompeji. Space and Society 2(New York 2007)
6N.
Monteix, Les lieux des métier. Boutiques et ateliers dʼHerculanum
(Rome
2010) –
Funktionsbestimmung eines Raumes ist trotz zahlreicher Funde immer
schwierig z. B. Raum Nr. 10 von Insula Or. IIa
(Steinmetzwerkstatt?)
7G.
Girri, La taberna nel quadro urbanistico e sociale di ostia (Roma
1946)
8J.-P.
Morel, La topographie de lʼartisanat
et du commerce dans la Rome antique, in: LʼUrbs. Espace urbain et
histoire ler siècle av. J.-C. - IIIe siècle ap. J.-C. Actes du
colloque international de Rome. 8-12 Mai 1985 Rome (Rome 1987)
127-155
9Vgl.
Habilitationsprojekt von M. Flohr Building Tabernae
(mikoflohr.nl)
10M.
Trümper, Die ʼAgora
des Italiensʻ
in Delos. Baugeschichte, Architektur, Ausstattung und Funktion einer
späthellenistischen Porticus-Anlagen (Rhaden 2008), 287. 290f; Ph.
Bruneau – J. Ducat, Guide de Délos 4(Paris
2005)
11http://fr.wikipedia.org/wiki/Artisanat_en_Gr%C3%A8ce_antique
– die Literaturen in diesem Artikel sollen bei der Dissertation
stark berücksichtigt werden, vor allem beide Kolloquiumsbände: F.
Blondé – A. Muller (Hrsg.), Lʼartisanat
en Grèce ancienne. les artisans, les ateliers. Actes
du colloque de Lille. 11-12 décembre
1997. Lyon, Topoi 8 suppl. 2, 1998, 541-845; F. Blondé –
A. Muller (Hrsg.), Lʼartisanat
en Grèce ancienne. Les productions, les diffusions. Actes du
Colloque de Lyon. 10-11 décembre 1998 organisé par lʼÉcole
françise
dʼAthènes, la Masion de lʼOrient méditerranéen Jean Pouilloux
et lʼUniversité Charles-de Gaulle. Lille (Lille 2000)
12G.
Sanidas, La production artisanale en Grèce. Une approche spatiale
et togographique à partir des exemples de lʼAttique et du
Péloponnèse du VIIe
au Ier
siècle avant J.-C. (Paris 2013) non
vidi
13Ausnahme
ist die Untersuchung über die sogenannten Byzantinischen Shops in
Sardis – siehe G. M. A. Hanfmann – J. C. Waldbaum. A Survey of
Sardis and the Major Monuments outside the City Walls (Cambridge MA
1975); A. Harris, Shops, Retailing and local economy in the early
Byzantine World. The Example of Sardis, in: K. Dark (Hrsg.), Secular
Buildings and the Archaeology of Everyday life in the Byzantine
Empire (Oxford 2004), 82-122
14T.
R. S. Broughton, Roman Asia Minor, in: T. Frank (Hrsg.), An Economic
Survey of Ancient Rome. Vol. 4 (New Jersey 1938/rep. 1959), 499 –
950
15P.
Barresi, Province dellʼasia minore. Costo die mormi architettura
pubblica e committiza (Roma 2003), insbes. 247-251
(magazzini, stoai con ergasteria, edifici commerciali); H.-W.
Drexhage, Wirtschaftspolitik und Wirtschaft in der römischen
Provinz Asia in der Zeit von Augustus bis zum Regierungsantritt
Diokletians, AMS 59 (Bonn 2007) – ein Beispiel in Provinz Asia;
A.-V. Pont, Orner la cité. Enjeux culturels et politiques du
paysage urbain dans lʼAsie gréco-romaine (Bordeaux 2010) – auf
rhetorische Texte stützend
16D.
Magie, Roman Rule in Asia Minor to the End of the Third Century
after Christ (New Haven 1950) – maßgebend; Chr.
Marek, Geschichte Kleinasiens in der Antike. Unter Mitarbeit von
Peter Frei (München 2010) – aktuelle Zusammenfassung.
17M.-Chr.
Hellmann, Lʼarchitecture
grecque. Bd. 3. Habitat, urbanisme et fortifications (Paris 2011) –
Stadtbau in hellenistischer Zeit; P. Gros, Lʼarchitecture romaine
du début du IIIe
siècle av. J.-C. à la fin du Haut-Empire. Bd. I. Les monuments
publics (Paris 1996); H. v. Hesberg, Römische Baukunst (München
2005); P. Gros – M. Torelli, Storia dellʼurbanistica.
Il mondo romano 2(Rome
2010) – Stadtbau in römischer Kaiserzeit
18Vgl.
M.-C. Hellmann, Recherches sur le vocabulaire L´architecture
Grecque D´après les inscriptions de Délos (Paris 1992) s. v.
Ergasterion (S. 138 – 140) und Oikema/Oikesis (S. 288 – 290)
19S.
R. F. Price, Rituals and Power. The Roman Imperial Cult in Asia
Minor (Oxford 1984/ND 1996); E-Schwertheim – E. Winter (Hrsg.),
Stadt und Stadtentwicklung in Kleinasien. AMS 50 (Bonn 2003) 87
20D.
Parrish (Hrsg.), Urbanism in Western Asia Minor. New Studies on
Aphrodisias, Ephesos, Hierapolis, Pergamon, Perge and Xanthos. With
Contributions von H. Abbasoğlu. JRA Suppl. 45 (Porthsmouth RI
2001);
Chr. Berns –
H. v. Hesberg – L. Vandeput – M. Waelkens (Hrsg.), Patris und
Imperium. Kulturelle und politische Identität in den Städten der
römischen Provinzen Kleinasiens in der frühen Kaiserzeit.
Kolloquium Köln. November 1998. BABESCH 8 (Leuven 2002); W.
Radt (Hrsg.), Stadtgrabungen und Stadtforschung im westlichen
Kleinasien. Geplantes und Erreichtes. Internationales Symposion 6. -
7. August 2004 in Bergama (Türkei). BYZAS 3 (Istanbul 2006)
21C.
Bayburtlouglu, Lycia. Übers. v. Yaprak Erdem Georgescu (Antalya
2004);
G.
Arena, Città di panfilia e pisidia sotto il domino romano 2(Catania
2005); H.
Brandt – F. Kolb, Lycia et Pamphlyia. Eine römische Provinz im
Südwesten Kleinasiens (Mainz
am Rhein 2005); F.
Kolb. Burg-Polis-Boschofssitz. Geschichte der Siedlungskammer von
Kyaneai in der Südwesttürkei (Mainz am Rhein 2008);
J. D. Grainger, The Cities of Pamphlyia (Oxford
2009);
Th. Marksteiner, Lykien. Ein archäologischer Führer (Wien 2010)
22M.
C. Hoff – R. F. Townsend (Hrsg.),
Rough Cilicia. New Historical and Archaeological Approaches (Oxford
2013)
23Chr.
Marek, Pontus et Bithynia. Die römischen Provinzen im Norden
Kleinasiens (Mainz
am Rhein 2003)
24S.
Mitchell, Anatolia. Land, Men and Gods in Asia Minor. Bd. I u.II
(Oxford
1993)
25B.
Büchsenschütz, Die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klassischen
Alterthume (Leipzig 1869); R. Genouvès, Dictionnaire méthodique de
lʼarchtecture grecque et romane. Bd. 3 (Rome 1998) 111-122; siehe
auch www.instrumentum-europe.org
– vollständige Kategorien des Handwerkes
26Vgl.
C. Saliou, Artisanats et espace dans le monde romain. Droit et
projets urbanis (Ier siècle av. J.-C. - VIe
siècle ap. J.-C.), in: A. Esposito – G. M. Sanidas (Hrsg.),
„Quartiers“
artisanaux en Grèce ancienne. Une perspective méditerranéene
(Septentrion 2012) 39-53
27Vgl.
V.
Chankowski – P. Karvonis (Hrsg.), Tout vendre, tout acheter.
Structures et équipements des marchés antiques. Actes du colloque
dʼAthénes. 16-19 juin 2009 (Paris 2012)
28DNP
s. v. Handel (P. Schreiner)
29C.
de Ruyt, Macellum. Marché alimentaire des romains (Louvain-la-neuve
1983)
30Th.
Wiegand – H. Schrader, Priene. Ergebnisse der Ausgrabungen und
Untersuchungen in den Jahren 1895 – 1898 (Berlin 1904) 297
31P.
Karvonis, Les installations commerciales dans la ville de Délos à
lʼépoque hellénistique, BCH 132 2008, 153-219;
ders., Typoloqie et évolution des installations commerciales dans
les villes grecques du IVe
siècle av. J.-C. et de lʼépoque hellénistique, REA 110 2008,
57-81
32M.-Chr.
Hellmann, Quartiers ou rues? La notion de quartier économique
spécialisé dans la monde grec. comparaison des données textuelles
et archéologiques, in: Esposito – Sanidas a. O. (2012) 23-37
33Broughton
a. O. (1959) 599f.
34St.
Mitchell, Introduction, in: St.Mitchell
– C. Katsari (Hrsg.), Patterns in the Economy of Roman Asia
(Swansea 2005) xiii – xxxii
35Zu
berücksichtigen sind folgende Forschungsprojekte – 1. Comparing
regionality and sustainability in Pisidia, Boetia, Picenum and NW
Gaul between Iron and Middle Ages (1000 BC – AD 1000). Uni.
Leuven u. a. http://iap-cores.be/.
2. Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume Uni. Bonn/Köln
http://www.wirtschaftsarchaeologie.de/
3. The Oxford Roman Economy Project http://oxrep.classics.ox.ac.uk/
4. Structural Determinants of Economic Performance in the Roman
World. Uni. Ghent http://www.rsrc.ugent.be/sdep
5. An Empire of 2000 Cities. Urban Networks and Economic
Intergration in the Roman Empire. Uni. Leiden
http://www.hum.leiden.edu/history/research/projects-umw/erc-an-empire-of-2000-cities.html
댓글 없음:
댓글 쓰기