2015년 6월 6일 토요일

exposé for phd study


This is my research project for which I have prepared last three years long. I could not find one or two supervisor(s) with whom I will collaborate for this Phd thesis. I beg you any advices and comment whatever you want to tell. 

Handwerk im westlichen und südlichen Kleinasien von archaischer Zeit bis zur römischen Kaiserzeit

  1. Einleitung

  1. 1. Thema

Im Grunde genommen braucht der Mensch die Nahrung, die Kleidung und die Wohnung für das Leben. Der Mensch braucht auch die Waren, die nicht direkt mit dem Lebensnotwendigen zu tun haben, wie Luxusgüter, und die Dienstleistungen, wie Gesundheitsversorgung oder Bildungsbedarf. Alle Produkte und Dienstleistungen, die für das menschliche Leben erforderlich sind, wurde durch menschliche Arbeit hergestellt, verteilt und konsumiert, und man kann diesen Prozess - Produktion, Werbung, Distribution und Konsumption sowie Entsorgung der Güter und Dienstleistungen – als wirtschaftliche Handlung1 definieren.

Wirtschaftliche Handlungen ereigneten sich sowohl in prähistorischer Zeit als auch in historischer Zeit. Dementsprechend gab es schon die Überlegungen zu deren Ursache z. B. (am einfachsten) die Deckung der Nachfrage und individuelle bzw. kollektive Interessen für die Profitmaximierung u.s.w. Es ist klar, dass wirtschaftliche Handlungen - Produktion, Distribution und Konsumption der Waren und Dienstleistungen - in verschiedenen Gesellschaften auf verschiedene Art und Weise verwirklicht wurden. Es ist ebenso klar, dass wirtschaftliche Handlungen seit langem wissenschaftlich erforscht wurden und noch werden z. B. griechische Schriftsteller wie Ps.-Aristoteles und Xenophon haben schon mit der Hauswirtschaft auseinandergesetzt, und heutzutage gilt die Wirtschaftswissenschaft als ein großer Studienbereich, der verschiedene Teildisziplinen an sich hat.
Bei dieser Dissertation geht es um die Untersuchung über wirtschaftliche Handlungen vormoderner Gesellschaft. Hier wird ein Versuch unternommen, wirtschaftliche Handlungen griechisch-römischer Zeit im Mittelmeerraum zu recherchieren. Wirtschaftliche Handlungen der Antike und deren Charakteristika wurden, wie bekannt, seit dem Ende des 19. Jahrhunderten – entsprechend der Herausbildung moderner Wirtschaftswissenschaft - konsequent in der Geschichtswissenschaft diskutiert2. Diese Studie beschäftigt sich demgegenüber mit wirtschaftlichen Handlungen griechisch-römischer Zeit im Perspektive der Archäologie. Die Betonung im Perspektive der Archäologie bedeutet, dass diese Studie grundsätzlich auf die Analyse und (Neu)interpretation von Funden und Befunden stützt. Das methodische Konzept, Analyse und (neu)interpretation von Funden und Befunden deutet wiederum darauf hin, dass die Dienstleistungen, wie Bildung oder Gesundheitsversorgung, und die Konsumption der Güter als Thema ausgeschlossen sind, da sie archäologisch schwierig nachzuweisen sind. Beide verbleibende Bereiche - Produktion und Distribution der Gütern – stehen darüber hinaus bei dieser Untersuchung im Vordergrund.

Dass die Produktion der Gütern sowohl mit handwerklicher Produktion als auch mit der Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft u. a. verbunden ist, ist offensichtlich. Aber die letzten genannten sind viel mehr historisch erfassbar, so dass sie thematisch bei dieser Untersuchung nicht berücksichtigt werden müssen3. Andererseits wurde die Distribution der Gütern, unabhängig von Zeit und Ort, überall realisiert, aber die Distribution der Güter archäologisch ist, wie im 3. Kapitel zu behandeln ist, m. E. nicht eindeutig nachzuweisen. Aus diesen Gründen fokussiert sich diese Studie auf das Handwerk, das durch die Funde/Befunde und archäologische Materialien nachweisbar ist. Dabei sind der Bergbau, der als Gewinnung der primären Materialien für handwerkliche Produktion gilt4, und kommerzielle Aktivitäten, ausschließlich im Bezug auf der Distribution handwerklicher Erzeugnisse (siehe unten), zu berücksichtigen.

  1. 2. Forschungsstand

Die Forschung über das Handwerk wurde meistens im westlichen Mittelmeerraum aktiv durchgeführt. Eindeutig sind die Städte in Italien z. B. Pompeji5, Herculaneum6, Ostia7 und Rom8 als Beispiele zu nennen. Bei der Forschung über das Handwerk jener Städte ist es bezeichnend, dass (anstelle des Handwerks ad hoc) der Bautypus handwerklicher Produktionsstätte, nämlich taberna, die aus dem Stadtbau von der Spätrepublik bis zur Frühkaiserzeit resultierende Veränderung der tabernae-Verteilung und deren sozial-ökonomische Kontext intensiv untersucht wurden. Solche Forschungstendenz ist m. E. in der aktuellsten, alle italienische Städte der Republik und Kaiserzeit umfassenden Studie nicht geändert9.

Die Forschung über das Handwerk im östlichen Mittelmeerraum konzentrierte sich an beiden Städten, Delos und Athen, wo historische und archäologische Materialien ausreichend vorhanden sind. Das Handwerk in Delos wurde im Zusammenhang mit den Handelsräumen und Orten erforscht, aber man muss diesbezüglich davon ausgehen, dass von ca. 500 delischen Geschäftsräumen lediglich 33 Werkstätten archäologisch nachgewiesen sind10. Im Vergleich zur Forschung über das Handwerk in Delos ist die Forschung über das Handwerk in Athen etwa ausführlicher: literarische Texte z. B. Platon, Xenophon und epigraphische Materialien wurden in vieler Hinsicht analysiert, wodurch verschiedene Dimensionen bezüglich des Handwerkes - Definition des Handwerks, Nennung des Handwerkers, ambivalente Bewertung über das Handwerk bzw. Handwerker, Entwicklung handwerkliches Produktionsprozesses, Arbeitsverteilung und die daraus resultierende Spezialisierung handwerklicher Produktion - deutlich gemacht werden konnten. Archäologisch wurden die Funde/Befunde aus Athen, Attika, Poloponnes und sogar Thasos in die Forschung mit einbezogen, so dass das Handwerk im Kontext - Handwerk in Oikoi, Handwerk in ländlicher Siedlung und Handwerk in der Stadt - verdeutlicht wurden11. Anhand des Letzteren ist die Forschung von G. Sanidas insbesondere wichtig: Er ging zunächst von literarisch-epigraphische Materialien bezüglich des Handwerk, Handwerker und Werkstatt aus, und dann listete die Handwerksbranche jeweiliger Stadt bzw. Siedlung in Attika und Peloponnes, vor allem in Athen auf. Nachdem sozial-ökologische Voraussetzungen für die Etablierung eines Handwerksbereiches analysiert wurden, abschließend setzt er das Verhältnis zwischen Wohnraum und Werkstatt, topographische Konstellation verschiedener Werkstätte in einer Stadt oder in einer ländlichen Siedlung und deren sozial-ökonomische Bedingungen auseinander12.

Wirft man die Auge über Delos und Athen hinaus in den Osten, findet man, dass eine archäologische Studie über das Handwerk in Kleinasien noch aussteht. Anders gesagt, bei der Ausgrabung und Feldforschung wurden die Funde/Befunde und archäologische Materialien, die unmittelbar im Zusammenhang mit dem Handwerk standen, oft berichtet, wohingegen eine, all diese Belege zusammenfassende und miteinander vergleichende Studie noch nicht ausgeführt wurde13. Die Forschungssituation bezüglich des kleinasiatischen Handwerks ist sehr interessant, weil vor rund 60 Jahren alle literarische Quellen anhand des Handwerks und Handels in Kleinasien zusammengefasst14, und Vielzahl der historischen und archäologischen Materialien seit jeher sukzessiv hinzugefügt wurden15.

Woran liegt der Grund, dass das Handwerk in Kleinasien, anders als in Pompeji, Ostia, Athen und Delos u. a., nicht erforscht wurde? Warum wurden die Belege, die auf das Handwerk in Kleinasien hinweisen, noch nicht zusammengefasst? Es ist offensichtlich, dass in Kleinasien eine umfangreiche Ausgrabung wie in Athen und Pompeji nicht stattfand. Die Zahl solcher Belege ist im Vergleich mit denen in Athen z. B. relativ gering. Diese Tatsachen bedeuten m. E. nicht, dass das Handwerk in Kleinasien gegenüber der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei u. a. eine geringe Rolle bei der Wirtschaft gespielt hat (vgl. Cic. att.). Unabhängig davon, ob das Handwerk in Kleinasien als häusliche Produktion für Eigenbedarf oder als Massenproduktion für die Vermarktung oder als eine Kombination von beiden zu definieren ist (stricke Unterscheidung ist in der Tat unmöglich), scheint mir das Handwerk in Kleinasien eine nicht zu übersehenden Position in der Wirtschaftsstruktur einer Stadt bzw. einer ländlichen Siedlung besaßen zu haben. Daraus sind folgende Fragen zu stellen.

  1. 3. Fragestellung

Erstens, wer war eigentlich der Handwerker in Kleinasien? Welche soziale Position hatte einzelner Handwerker bzw. die Gruppe der Handwerker ? Wie wurde eine Werkstatt in Kleinasien genannt? Fanden in Kleinasien die Arbeitsverteilung und die Spezialisierung handwerklicher Produktion statt (vgl. Xen. Kyr. 8. 2), wie im europäischen Mittelalter zu sehen ist?

Zweitens, wo in Kleinasien und welche Produkte wurden im bestimmten Zeitraum hergestellt? Ob und inwiefern sind literarische Quellen archäologisch nachzuweisen, welche über das regional bzw. überregional bekannte, handwerkliche Produkt berichteten? Welche ökologischen und sozialen Faktoren sind für die Entstehung und Entwicklung handwerklicher Produktion festzustellen, welche je nach der Stadt und Region unterschiedlich verwirklicht wurden?

Drittens, in Kleinasien erfuhr man verschiedene politische Ereignisse seit archaischer Zeit z. B. Eindringen des Alexanders den Großen, Entstehung und Niedergang der pergamenischen Herrschaft, Etablierung des Imperium Romanum u. a16. Einen politischen Versuch gab es immer, Hegemonie nicht nur innerhalb von Kleinasien sondern auch außerhalb von Kleinasien zu etablieren und erweitern. Hingegen sieht man eine Gegenbewegung, politische, kulturelle und wirtschaftliche Autonomie der polis aufrecht zuhalten. Eine Spannung zwischen hegemoniale Machtausübung und Überlebensstrategie einzelner polis ist also seit archaischer Zeit durchaus sichtbar. In diesem Hintergrund stellen sich die Fragen, ob und wie sich das Handwerk, das in einer Stadt bzw. in einer ländlichen Siedlung als Rückgrat der Wirtschaft gelten sollte, im Lauf der Zeit änderte? Welche politische, kulturelle und ökonomische Rahmenbedingungen haben die Modalitäten handwerklicher Produktion, insbesondere in hellenistischer Zeit und in römischer Kaiserzeit, wandeln oder nicht wandeln lassen17?

  1. 4. Methode

Zur Beantwortung erster Fragegruppe ist eine literarisch-epigraphisch-ikonographische Untersuchung über das Handwerk in Kleinasien nötig, die als Vorstudie der archäologischen Untersuchung gilt. Dadurch sind die Definition des Handwerkers, dessen soziale Stellung, Nennung der handwerklichen Produktionsstätte (ergasteria, oiketeria, ergaston oiketeria u. a.)18 deutlich zu machen. Die Möglichkeit der Arbeitsverteilung und Spezialisierung bei der handwerklichen Produktion ist auch zu überlegen, wobei die Forschungsergebnisse in Attika und Peloponnes mitzudenken sind. Diese Vorstudie stützte sich selbstverständlich auf bisherige historische Forschungsergebnisse, aber auch auf die jüngst in Kleinasien gefundenen literarisch-epigraphisch-ikonographischen Materialien. Erhofft ist es, hier bestimmte Charakteristika des kleinasiatischen Handwerkes und der kleinasiatischen Handwerker mithilfe der neuen, zu analysierenden Materialien herauszufinden.

Für zweite Fragegruppe geht man von archäologischen Funden und Befunden aus. Zuvor muss man im Auge fassen, dass im römischen Kleinasien 300 bis 500, eigene Münze prägende Städte existierten19. Eine Stadt von denen wie Pergamon funktionierte seit archaischer Zeit als Stadt, während einige Städte lediglich im bestimmten Zeitraum besiedelt und danach verschwunden wurden. Andererseits ist die Forschung über kleinasiatische Städte, die an sich verschiedene Siedlungsgeschichte aufweisen, ganz unterschiedlich durchgeführt z. B. laufende und gut informierende Forschungen wie in Pergamon und Ephesos gegenüber den Forschungen wie in Side und Perge, über deren Ergebnisse keine zufriedenstellende Grabungsberichte publiziert wurden. In einigen Städten z. B. Metropolis wurde sogar sehr begrenzte Ausgrabung durchgeführt, so dass kein vollständiges Stadtbild vor Auge zu stellen ist20. Unter diesen Umständen richtete sich der Hauptteil dieser Studie an die Städte und Siedlungen im westlichen und südlichen Kleinasien (geographisch sind sie römische Provinzen Asia, Lykia et Pamphylia21, Kilikia22), wo die Stadtgrabung und Surveyarbeit relativ ausreichend vorgebracht wurden. Der Rest der Regionen – nach römischen Provinzen Bithynia et Pontus23, Galatia24 und Kappadocia – ist geographisch ausgeschlossen, wohl mangels der Stadtgrabung und Surveyarbeit. Bei der Untersuchung über die Städte und Siedlungen im westlichen und südlichen Kleinasien ist das Handwerk nicht nach der Stadt und Siedlung, sondern nach der Kategorien handwerklicher Produkte aufzulisten25, wie G. Sanidas gemacht hat. Die Kategorien handwerklicher Produkte sind nicht so kompliziert und nicht so kategorieübergreifend wie ein High-Tech Produkt z. B. Handy und Auto. Handwerkliche Produkte werden ersten nach primärem Material sortiert, z. B. Ton, Metall, Stein, naturale Ressource, Agrarprodukte. Die Endprodukte, die durch erste bzw. zweite Verarbeitung hergestellt wurden, werden nach sekundärem Material sortiert z. B. Ton (Dach, Terrakotta, Gefäß u. a.), Metall (Werkzeug, Münze, einschließlich der Metallförderung), Stein (Skulptur, Baumaterial, einschließlich der Steinförderung), Pflanzen und Tierproduktion (Holzverarbeitung, Leder- und Knochenverarbeitung, Färberei, Seilerei u. a.), Verarbeitung der Agrarprodukte (Wein, Olivenöl, Parfüm, Bäckerei, Restaurant u. a). Bei der Kategorisierung handwerklicher Produkte ist es gezwungen, das Handwerk im räumlichen Kontext (oikos, chora, Stadt) zum einen, die Entstehung, Entwicklung und Verschwinden einer bestimmten handwerklichen Produktion in ökologischen (Wasser, Feuer, Holz u. a.) und sozialen Bedingungen26 zum anderen zu interpretieren.

Bevor auf dritte Fragegruppe einzugehen, ist ein kontroverses Thema zu erforschen, nämlich Handel27. Nach literarischen Quellen ist bekannt, dass der Handel am Hafen, am Stadttor, an der Agora, im Macellum, im Heiligtum (ständig oder im bestimmten zeitlichen Abstand), und im Laden sowie an der Werkstatt stattfand28. Problem ist m. E., dass in solchen Räumen und Orten ganz selten die Belege für die Handelsaktivitäten gefunden wurden. Zu nennen sind hierfür die Messgeräte (an der Agora, im Mecellum), Verkaufstisch (an der Agora, im Macellum29, im Laden), und eine ungewöhnliche große Menge der Keramikscherbe. Umso interessanter ist, dass trotz des mangelnden archäologischen Hinweises die Stadtforscher unreflektiert den Handel im Zusammenhang mit dem Handwerk betrachtet haben z. B. Th. Wiegand interpretierte den an der Hauptstraße geöffneten Raum in Priene als Laden, und dessen Hinterzimmer als Produktionsstätte30 und P. Karvonis nannte solchen Raum in Delos uneindeutig espace polyvalance, also einen Raum, der wegen des Fehlens archäologischer Hinweise mit irgendwelchen gewerblichen Aktivitäten in Beziehung gesetzt wurde31. Aufgrund dieser Forschungsmeinung besteht die Notwendigkeit, das Verhältnis zwischen Handwerk und Handel handwerklicher Produkte – der Handel der Agrarprodukte, Forst- und Fischereiprodukte bleibt hier unbeachtet – archäologisch erneuert klarzustellen.

Die Antwort auf dritte Fragegruppe ist dadurch möglich, dass das Handwerk in Kleinasien etwa chronologisch untersucht wird. Solche methodische Herangehensweise fehlt bei der Forschung von G. Sanidas. Eine chronologische Untersuchung anhand des Handwerks im gesamten Kleinasien ist aber schwierig, weil archäologische Stadtforschung im westlichen und südlichen Kleinasien, wie gesagt, unterschiedlich ausgeführt, und vor allem die Forschung über ländliche Siedlungen eher vernachlässigt vollzogen wurde. Ein Zusammenhang zwischen politischem Wandel und handwerklicher Produktion ist daher nicht in ländlichen Siedlungen sondern in den Städten zu verdeutlichen, nämlich in den Städten, wo archäologisch und historisch aktiv erforscht wurden und werden. Ausgewählt sind aus diesem Grund die Städte - Priene, Pergamon, Ephesos, Milet, Aphorodisias, Hierapolis, Sagalassos. Diese Städte als Beispiele analysierend, werden die Räume und Orte handwerklicher Produktion von archaischer Zeit bis zur römischer Kaiserzeit festgestellt. Deren urbanistische Kontext (in der Nähe vom Heiligtum, am öffentlichen Platz, am Friedhof, in privater Wohnung u. a.) und die Möglichkeit der Konzentration bestimmter Produktionsbereiche wie Keramaikos in Athen32 sind zum einen zu überlegen. Zum anderen sind das Handwerk in der Stadt und das Handwerk in deren Chora miteinander zu vergleichen. Ferner sind die topographische Verteilung handwerklicher Produktion in jeweiliger Stadt und der Wandel bzw. die Triebkraft des Wandels handwerklicher Produktion, insbesondere von hellenistischer Zeit bis zur römischen Kaiserzeit, durch Vergleich mit dem Handwerk vorrömischer Zeit, vor Auge zu stellen. Auch wenn es nicht direkt meinem Thema entspricht, ist schließlich die Art und Weise handwerklicher Produktion seit dem 3. Jahrhunderten nach Christus kurz zu erörtern.

  1. 5. Grenze und Ziel

Das Land Kleinasien - heutige Türkei - entspricht einer 770 km² großen Landmasse (vgl. Deutschland 350 km²), und zeigte damals eine Vielfalt von Produktivität und Wirtschaftspotenzial, insbesondere in römischer Kaiserzeit33. Wie heute, war damals der Unterschied zwischen Produktivität und Wirtschaftspotenzial innerhalb einer Region ziemlich groß. Natürliche Gegebenheiten und sozial-ökonomische Bedingungen variierten sich stark je nach der Region. Darüber hinaus ist es nicht möglich, die Wirtschaft in Kleinasien als eine Reihe von städtischen und ländlichen Siedlungen archäologisch vollständig zu rekonstruieren. Bei dieser Studie wird stattdessen ein Umriss handwerklicher Produktion in der Stadt, aber auch in ländlicher Siedlung geworfen. Dadurch werden wir die Wirtschaftsstruktur einer kleinasiatischen Stadt bzw. einer kleinasiatischen Siedlung verstehen. Anders ausgedrückt, durch die Studie über das Handwerk in Kleinasien können wir also in der Lage sein, ein Wirtschaftsmodell34 in Kleinasien und zugleich ein Verständnis über gesamte antike mediterrane Wirtschaft zu gewinnen35.
1http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft
2M. I. Rostovtzeff, The Social and Economic History of the Roman Empire (Oxford 1926); ders., The Social and Economic History of the Hellenistic World (Oxford 1941); M. I. Finley, Die Antike Wirtschaft. Übers. von A. Wittenburg (München 1977) – Debatte zwischen Modernist und Primitivist: K. Ruffing, Wirtschaft in der griechisch-römischen Antike (Darmstadt 2012); Forschungsprojekt The Urban Economy in the Roman World. Uni. Chicago https://lucian.uchicago.edu/blogs/urbaneconomy/. – Überblick auf aktuellen Forschungsstand.
3Vgl. F. Blondé – A. Muller, Artisanat, artisans, atelier en Gréce ancienne. Définition, esquisse de bilan, Topoi 8 suppl. 2, 1998, 835 – Produkte der Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft wurden dort ausgeschlossen, weil sie sich nicht als Endprodukte erweisen. Demgegenüber wurden sie hier wegen des Fehlens der archäologischen Nachweisbarkeit mitberücksichtigt, denn eine Unterscheidung zwischen Erst- und Endproduktion ist nicht streng zu erfolgen, vor allem in der Region, die von Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft ausgeprägt war z. B. in Kleinasien.
4Vgl. Blondé – Muller a. O. (Anm. 3) 837 – Dort wurden die Stein- und Metallförderung ausgeschlossen, weil sie mit dem primären Material zu tun haben. In Kleinasien waren aber die Stein- und Metallförderung als wichtige Wirtschaftsbereiche von Bedeutung, so dass sie im Zusammenhang mit Handwerk betrachtet werden müssen.
5V. Gassner, Die Kaufläden von Pompeji (Wien 1986); R. Laurence, Roman Pompeji. Space and Society 2(New York 2007)
6N. Monteix, Les lieux des métier. Boutiques et ateliers dʼHerculanum (Rome 2010) – Funktionsbestimmung eines Raumes ist trotz zahlreicher Funde immer schwierig z. B. Raum Nr. 10 von Insula Or. IIa (Steinmetzwerkstatt?)
7G. Girri, La taberna nel quadro urbanistico e sociale di ostia (Roma 1946)
8J.-P. Morel, La topographie de lʼartisanat et du commerce dans la Rome antique, in: LʼUrbs. Espace urbain et histoire ler siècle av. J.-C. - IIIe siècle ap. J.-C. Actes du colloque international de Rome. 8-12 Mai 1985 Rome (Rome 1987) 127-155
9Vgl. Habilitationsprojekt von M. Flohr Building Tabernae (mikoflohr.nl)
10M. Trümper, Die ʼAgora des Italiensʻ in Delos. Baugeschichte, Architektur, Ausstattung und Funktion einer späthellenistischen Porticus-Anlagen (Rhaden 2008), 287. 290f; Ph. Bruneau – J. Ducat, Guide de Délos 4(Paris 2005)
11http://fr.wikipedia.org/wiki/Artisanat_en_Gr%C3%A8ce_antique – die Literaturen in diesem Artikel sollen bei der Dissertation stark berücksichtigt werden, vor allem beide Kolloquiumsbände: F. Blondé – A. Muller (Hrsg.), Lʼartisanat en Grèce ancienne. les artisans, les ateliers. Actes du colloque de Lille. 11-12 décembre 1997. Lyon, Topoi 8 suppl. 2, 1998, 541-845; F. Blondé – A. Muller (Hrsg.), Lʼartisanat en Grèce ancienne. Les productions, les diffusions. Actes du Colloque de Lyon. 10-11 décembre 1998 organisé par lʼÉcole françise dʼAthènes, la Masion de lʼOrient méditerranéen Jean Pouilloux et lʼUniversité Charles-de Gaulle. Lille (Lille 2000)
12G. Sanidas, La production artisanale en Grèce. Une approche spatiale et togographique à partir des exemples de lʼAttique et du Péloponnèse du VIIe au Ier siècle avant J.-C. (Paris 2013) non vidi
13Ausnahme ist die Untersuchung über die sogenannten Byzantinischen Shops in Sardis – siehe G. M. A. Hanfmann – J. C. Waldbaum. A Survey of Sardis and the Major Monuments outside the City Walls (Cambridge MA 1975); A. Harris, Shops, Retailing and local economy in the early Byzantine World. The Example of Sardis, in: K. Dark (Hrsg.), Secular Buildings and the Archaeology of Everyday life in the Byzantine Empire (Oxford 2004), 82-122
14T. R. S. Broughton, Roman Asia Minor, in: T. Frank (Hrsg.), An Economic Survey of Ancient Rome. Vol. 4 (New Jersey 1938/rep. 1959), 499 – 950
15P. Barresi, Province dellʼasia minore. Costo die mormi architettura pubblica e committiza (Roma 2003), insbes. 247-251 (magazzini, stoai con ergasteria, edifici commerciali); H.-W. Drexhage, Wirtschaftspolitik und Wirtschaft in der römischen Provinz Asia in der Zeit von Augustus bis zum Regierungsantritt Diokletians, AMS 59 (Bonn 2007) – ein Beispiel in Provinz Asia; A.-V. Pont, Orner la cité. Enjeux culturels et politiques du paysage urbain dans lʼAsie gréco-romaine (Bordeaux 2010) – auf rhetorische Texte stützend
16D. Magie, Roman Rule in Asia Minor to the End of the Third Century after Christ (New Haven 1950) – maßgebend; Chr. Marek, Geschichte Kleinasiens in der Antike. Unter Mitarbeit von Peter Frei (München 2010) – aktuelle Zusammenfassung.
17M.-Chr. Hellmann, Lʼarchitecture grecque. Bd. 3. Habitat, urbanisme et fortifications (Paris 2011) – Stadtbau in hellenistischer Zeit; P. Gros, Lʼarchitecture romaine du début du IIIe siècle av. J.-C. à la fin du Haut-Empire. Bd. I. Les monuments publics (Paris 1996); H. v. Hesberg, Römische Baukunst (München 2005); P. Gros – M. Torelli, Storia dellʼurbanistica. Il mondo romano 2(Rome 2010) – Stadtbau in römischer Kaiserzeit
18Vgl. M.-C. Hellmann, Recherches sur le vocabulaire L´architecture Grecque D´après les inscriptions de Délos (Paris 1992) s. v. Ergasterion (S. 138 – 140) und Oikema/Oikesis (S. 288 – 290)
19S. R. F. Price, Rituals and Power. The Roman Imperial Cult in Asia Minor (Oxford 1984/ND 1996); E-Schwertheim – E. Winter (Hrsg.), Stadt und Stadtentwicklung in Kleinasien. AMS 50 (Bonn 2003) 87
20D. Parrish (Hrsg.), Urbanism in Western Asia Minor. New Studies on Aphrodisias, Ephesos, Hierapolis, Pergamon, Perge and Xanthos. With Contributions von H. Abbasoğlu. JRA Suppl. 45 (Porthsmouth RI 2001); Chr. Berns – H. v. Hesberg – L. Vandeput – M. Waelkens (Hrsg.), Patris und Imperium. Kulturelle und politische Identität in den Städten der römischen Provinzen Kleinasiens in der frühen Kaiserzeit. Kolloquium Köln. November 1998. BABESCH 8 (Leuven 2002); W. Radt (Hrsg.), Stadtgrabungen und Stadtforschung im westlichen Kleinasien. Geplantes und Erreichtes. Internationales Symposion 6. - 7. August 2004 in Bergama (Türkei). BYZAS 3 (Istanbul 2006)
21C. Bayburtlouglu, Lycia. Übers. v. Yaprak Erdem Georgescu (Antalya 2004); G. Arena, Città di panfilia e pisidia sotto il domino romano 2(Catania 2005); H. Brandt – F. Kolb, Lycia et Pamphlyia. Eine römische Provinz im Südwesten Kleinasiens (Mainz am Rhein 2005); F. Kolb. Burg-Polis-Boschofssitz. Geschichte der Siedlungskammer von Kyaneai in der Südwesttürkei (Mainz am Rhein 2008); J. D. Grainger, The Cities of Pamphlyia (Oxford 2009); Th. Marksteiner, Lykien. Ein archäologischer Führer (Wien 2010)
22M. C. Hoff – R. F. Townsend (Hrsg.), Rough Cilicia. New Historical and Archaeological Approaches (Oxford 2013)
23Chr. Marek, Pontus et Bithynia. Die römischen Provinzen im Norden Kleinasiens (Mainz am Rhein 2003)
24S. Mitchell, Anatolia. Land, Men and Gods in Asia Minor. Bd. I u.II (Oxford 1993)
25B. Büchsenschütz, Die Hauptstätten des Gewerbfleisses im klassischen Alterthume (Leipzig 1869); R. Genouvès, Dictionnaire méthodique de lʼarchtecture grecque et romane. Bd. 3 (Rome 1998) 111-122; siehe auch www.instrumentum-europe.org – vollständige Kategorien des Handwerkes
26Vgl. C. Saliou, Artisanats et espace dans le monde romain. Droit et projets urbanis (Ier siècle av. J.-C. - VIe siècle ap. J.-C.), in: A. Esposito – G. M. Sanidas (Hrsg.), Quartiers artisanaux en Grèce ancienne. Une perspective méditerranéene (Septentrion 2012) 39-53
27Vgl. V. Chankowski – P. Karvonis (Hrsg.), Tout vendre, tout acheter. Structures et équipements des marchés antiques. Actes du colloque dʼAthénes. 16-19 juin 2009 (Paris 2012)
28DNP s. v. Handel (P. Schreiner)
29C. de Ruyt, Macellum. Marché alimentaire des romains (Louvain-la-neuve 1983)
30Th. Wiegand – H. Schrader, Priene. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen in den Jahren 1895 – 1898 (Berlin 1904) 297
31P. Karvonis, Les installations commerciales dans la ville de Délos à lʼépoque hellénistique, BCH 132 2008, 153-219; ders., Typoloqie et évolution des installations commerciales dans les villes grecques du IVe siècle av. J.-C. et de lʼépoque hellénistique, REA 110 2008, 57-81
32M.-Chr. Hellmann, Quartiers ou rues? La notion de quartier économique spécialisé dans la monde grec. comparaison des données textuelles et archéologiques, in: Esposito – Sanidas a. O. (2012) 23-37
33Broughton a. O. (1959) 599f.
34St. Mitchell, Introduction, in: St.Mitchell – C. Katsari (Hrsg.), Patterns in the Economy of Roman Asia (Swansea 2005) xiii – xxxii

35Zu berücksichtigen sind folgende Forschungsprojekte – 1. Comparing regionality and sustainability in Pisidia, Boetia, Picenum and NW Gaul between Iron and Middle Ages (1000 BC – AD 1000). Uni. Leuven u. a. http://iap-cores.be/. 2. Archäologie vormoderner Wirtschaftsräume Uni. Bonn/Köln http://www.wirtschaftsarchaeologie.de/ 3. The Oxford Roman Economy Project http://oxrep.classics.ox.ac.uk/ 4. Structural Determinants of Economic Performance in the Roman World. Uni. Ghent http://www.rsrc.ugent.be/sdep 5. An Empire of 2000 Cities. Urban Networks and Economic Intergration in the Roman Empire. Uni. Leiden http://www.hum.leiden.edu/history/research/projects-umw/erc-an-empire-of-2000-cities.html

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